Porsche 991 Carrera T

Vier Tage, drei Länder, 1035 Kilometer. In rund 20 Stunden reiner Fahrtzeit wurde der racing-gelbe Carrera T auf Herz und Nieren geprüft.

Deutschlands schnellste Postkutsche

Mehr Farbe braucht das Land – umso größer war die Freude bei dem ersten Blick auf die racing-gelbe Lackierung des Carrera T. Wie es der Zufall so will, wurde die Abgabe eines Pakets in Stuttgart vergessen und musste somit in der Nähe vom Bodensee in einem kleinen “Poststüble” abgegeben werden. Es blieb nicht aus, hier gewisse Analogien zum DHL Express zu sehen. Bei der Alpentour sollte es aber nicht darum gehen, dem DHL Express Service Konkurrenz zu machen, sondern darum,  Bergpässe zu überqueren. Dass der Carrera T der perfekte Begleiter für dieses Vorhaben ist, zeigte sich recht schnell.

Es gibt viele schöne Dinge, die man mit den Bergen in Verbindung bringen kann: der atemberaubende Weitblick, wenn man oben auf der Spitze steht; das massive Gebirge, das einen ein klein bisschen ehrfürchtig erschaudern lässt; das grenzenlose Panorama an einem klaren Tag; das Gefühl nach Urlaub, das sich sofort einstellt, sobald man die Berge am Horizont erblickt und die klare Luft in den Lungen.

Oder aber man denkt an Passstraßen und an den Carrera T. An das 7-Gang Getriebe, handgeschalten, das bei jedem Schaltvorgang ein Konzert in die Ohren zaubert und einem beim runterschalten mit Zwischengas belohnt. An die Hinterradlenkung, die den T unfassbar gelenkig die Passstraßen erklimmen lässt. An die 370 PS, die Fahrer und Beifahrer in den perfekt geformten Schalensitz pressen, und alles was dem dahinter Fahrenden bleibt ist das unerbittliche Scheppern aus dem Auspuff.

Berg(s)paß soweit das Auge reicht

Am ersten Tag führte die Tour vom Bodensee über das Oberjoch nach Telfs und abschließend nach Neukirchen am Großvenediger. Hier war also nicht die reine Anfahrt das Ziel – die Anreise gab einen Ausblick und Vorgeschmack auf das, was einen die nächsten Tage noch erwarten würde. Tag Zwei führt über den Grossglockner in Richtung Hopfengarten, von wo aus es am dritten Tag über den Stallersattel nach Meran ging.

Mit jedem weiteren Kilometer merkte man, dass es dem Carrera T an nichts fehlt. Die 370 PS landen direkt auf dem Asphalt und jeder manuelle Schaltvorgang zaubert dem Fahrer ein breites Grinsen ins Gesicht.

Unendlicher Fahrspaß

Für die meisten Menschen ist der Gedanke an ein Wochenende, bei dem es primäres Ziel ist, über 1000 km zu fahren, nicht nur der blanke Horror, sondern auch noch weit davon entfernt, was ein perfektes Wochenende ausmacht. Nicht so bei Petrolheads. Dass man dann noch das perfekte Auto für so eine Tour dabei hat, merkt man daran, dass sich sowohl Fahrer als auch Beifahrer förmlich darum schlagen, weiterfahren zu können. Während der ein oder andere noch für eine Tasse Kaffee einen längeren Stop einplanen würde, nur um nicht wieder zurück ins Auto zu müssen, brannte es hier beinahe unter den Fingernägeln, wieder zurück in den T zu kommen. Auch wenn der Ein- und Ausstieg in die Schalensitze nicht immer einfach war, sobald man drin saß und merkte, wie sich der Carrera praktisch um einen schmiegte, war die Welt wieder in Ordnung.

Zum Abendessen nochmal los fahren? Aber gerne doch. Einen weiteren Pass auf der Rückfahrt einbauen, der die Heimfahrt verlängert? Selbsterklärend. Dieses Auto hat Suchtpotenzial.

Purismus im Cockpit

Kein Radio? Kein Problem! Man weiß sich ja schließlich zu helfen. Eine portable Box mit an Bord löste erste Gefühle des Unbehagens, nach kürzester Zeit und dem ersten Schalten in den Sport-Modus zeigte sich aber recht schnell, dass die mitgebrachte Musik nicht gebraucht wird. Fans von lautem Scheppern aus dem Auspuff bei jedem Gang vom Gas kommen hier voll auf ihre Kosten. Mit jedem runterschalten spielt der T Zwischengas ein, was nicht nur dem Fahrer unglaunlich viel Spaß macht, sondern auch jedem Zuhörer ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert.

Schaltgetriebe im Sportwagen

Man kann einen Sportwagen fahren. Oder einen Sportwagen mit Schaltgetriebe. Oder eben den Carrera T. Dieser vereint pures Sportwagen-Feeling mit 370 handgeschaltenen PS. Zuerst ist der Respekt riesig, dieses Gefährt manuell fortzubewegen, aber bereits in der ersten Sekunde zeigt sich, dass neben all der Sportlichkeit alles daran gesetzt wurde, den Carrera T auch im Alltag problemlos bewegen zu können. Ganz besonders fällt einem auf, dass man beim Fahren merkt, wie das Auto arbeitet. Hier spürt man in jeder Faser des Elfer den Motorsport, für den Porsche seit jeher steht. Schaltvorgänge, Getriebe, Motor – man spürt am eigenen Leib, wie dieses Auto arbeitet und alles daran erinnert an die ein oder andere Fahrt in einem älteren Porsche-Modell. Dieses Feeling das einem der Carrera T als direktes Feedback gibt  im Zusammenspiel mit dem manuellen Schalten bringt unfassbar viel Spaß und macht Lust auf mehr.

Meraner Charme

Auch abseits der Pässe im schönen Meran macht der Carrera T eine gute Figur. Optisch reduziert ist er der perfekte Begleiter im Alltag, die Rückleuchten des 991.2 und zentrierten Auspuffrohre, sowie die Vier-Punkt-Lichter in der Front stoßen auf positive Resonanz. Im Innenraum stechen die Details sofort ins Auge. Als Kontrastfarbe im Interior wird die Außenfarbe aufgegriffen und ergibt so ein stimmiges Bild. Die Schlaufen als Türöffner sorgen für das gewisse Rennsport-Feeling und wurden zum Highlight im Innenraum erkoren.

Nach vier Tagen und 1000 km hat man Blut geleckt. Ein letzter Blick über die Schulter und es bleibt die Gewissheit, dass man diesen Trip nie wieder vergessen wird.

 

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